Aus der Sicht eines Leihgebers
Anlässlich der Leihgabe für die OÖ-Landesausstellung befragte Alexandra Eichenauer-Knoll den Sammler Mag. Johann Hasenauer über seine Position als Leihgeber.
Wie kam es zur Einladung, Exponate für die Landesausstellung 2013 in Oberösterreich zur Verfügung zu stellen?
Im Jänner dieses Jahres erhielt ich einen Brief der Kulturdirektion der oberösterreichischen Landesregierung, in welchem mich diese ersuchte, einige Exponate aus meiner Sammlung historischer Trinkgefäße für die diesjährige Landesausstellung „Alte Spuren – Neue Wege“ zur Verfügung zu stellen.
Die Landesausstellung findet an vier Standorten in Oberösterreich und Südböhmen statt und thematisiert die historischen und aktuellen Beziehungen zwischen den beiden Nachbarländern, mit ihren wirtschaftlichen, gesellschaftlichen, kulturellen und politischen Gegebenheiten. Einer dieser Aspekte beschäftigt sich auch mit der schon im Mittelalter berühmten Brauereikommune von Freistadt – dem Hauptausstellungsort.
Dafür wurden auch einige besondere Exponate, also historische Trinkgefäße zum Thema Bier und Trinkkultur gesucht. Die zuständigen Kuratoren der Ausstellung wandten sich dabei an zwei mögliche Leihgeber – an die Sammlung Rastal in Deutschland, die weltweit größte Sammlung historischer Trinkgefäße und an das Museum Historischer Bierkrüge bzw. die Sammlung Hasenauer. Erfreulicherweise konnte sich auch diese Sammlung in den letzten Jahren in der Fachwelt einen Namen machen. So wurden zB auch im November letzten Jahres Exponate des MHB für eine multimediale Dauerausstellung im Braudom des Stiftes Schlegel erbeten.
Was ist das Besondere an den für die LA ausgewählten Exponaten, in welchem Kontext stehen sie?
Ausgewählt wurden 3 Trinkgefäße – ein mehrfach geschliffener, böhmischer Glaskrug mit weißem Überfang und einer wunderschönen Schwarzlotmalerei, eine versilberte Trinkkanne mit einer figürlichen Darstellung auf dem Deckel und ein vergoldeter Münzhumpen mit Münzprägungen von Fürsten und Herrschern. Die Kuratoren der Ausstellung wollten ästhetisch besonders ansprechende Biertrinkgefäße haben, die sowohl historisch, als auch thematisch zur Ausstellung der Braukommune Freistadt passen. Zwei meiner Leihgaben zeigen Gambrinus, der für die Braukultur etwa die Bedeutung hat, wie Bachus, der Gott des Weines, für die Weinkultur. Der Münzhumpen gilt seit jeher als ein besonderes Trinkgefäß, mit dem auf den wirtschaftlichen Erfolg und den gesellschaftlichen Rang seines Besitzers hingewiesen wird, was ja im Falle der Bierbrauer und Ratsherren, sowie der Fernhändler, die sich in Freistadt niedergelassen hatten oder dort Handel betrieben, zugetroffen hat. Außerdem stammt der Glaskrug aus einer Glashütte im böhmischen Wald und somit aus einer Werkstätte des Partnerlandes der Landesausstellung.
Wie gestaltete sich die Zusammenarbeit mit den Kuratoren?
Die ganze Abwicklung war höchst professionell – beginnend mit dem hochoffiziellen, schriftlichen Ersuchen der Kulturdirektion um die Leihgaben, den präzise formulierten Vorgaben hinsichtlich der inhaltlichen Relevanz zum Ausstellungsthema, der Gestaltung des Leihvertrages und der Versicherung der Exponate, der Transportabwicklung durch eine Kunsttransportfirma und der fotografischen und inhaltlichen Darstellung der Exponate in einem umfangreichen und wissenschaftlich fundiertem Ausstellungskatalog.
Was bedeutet es für einen Sammler, wenn seine Exponate bei solchen Ausstellungen gezeigt werden?
Für einen passionierte Sammler gibt es wahrscheinlich keine größere Ehre als die Einladung, Stücke aus seiner Sammlung bei einer so hochkarätigen Ausstellung, welche von mehreren hunderttausend Besuchern gesehen wird, zeigen zu dürfen. Die Anforderungen an die Leihgaben sind in diesem Fall auch sehr hoch und die Tatsache, dass ich als privater Sammler und Vertreter eines sehr kleinen Museum, neben der weltweit größten und bekanntesten Sammlung historischer Trinkgefäße als zweiter Leihgeber Exponate in dieser Ausstellung zeigen darf, erfüllt mich ehrlich gesagt, schon mit Stolz.
Mit wieviel Arbeit ist so eine Leihgabe verbunden?
Die dabei anfallende Arbeit hielt sich für mich eher in Grenzen, ich stellte in Anlehnung an die Richtlinien der Ausstellungsverantwortlichen eine Vorauswahl von Trinkgefäßen aus meiner Sammlung zusammen, aus denen sich dann die Kuratoren jene Exponate aussuchten, die nun gezeigt werden. Jene Exponate für die sich die Aussteller entschieden, wurden dann noch vermessen, gewogen und sehr genau beschrieben. Ständige Kommunikation war dabei erforderlich und der für die LA zuständige Fotograf wurde nach Hainfeld gesendet, um die Ausstellungsexponate für die weitere Dokumentation zu fotografieren.
Worauf konzentrierst Du Dich aktuell bei Deinen Sammlungsankäufen?
Neben meiner immer währenden Leidenschaft für alte schöne Bierkrüge im klassichen Sinne, suche ich auch immer wieder Trinkgefäße, die sehr schön, sehr ungewöhnlich und auch historisch, gesellschaftlich bedeutsam sind. Dazu gehören Trinkpokale und Schenkkannen aus verschiedensten Materialien und Epochen und Trinkgefäße die man nur mehr ganz selten sieht, wie zum Beispiel Nautilus – Straußenei- oder Kokosnußpokale, die meist als Schau- und Prunkgefäße verwendet und kaum benützt wurden.
Sind weitere Leihgaben angedacht?
Es gehört zu meinem Sendungsbewußtsein und meiner Sammlungsphilosophie, meinen interessierten Zeitgenossem zu zeigen, wie viel künstlerische Kreativität, handwerkliches Geschick, Geschmack und Liebe zum Detail unsere Vorfahren in allen Gesellschaftsschichten besaßen. Daher bin ich immer bereit, für dementsprechende Ausstellungen und Veranstaltungen Leihgaben zu Verfügung zu stellen. Deswegen war ich zum Beispiel auch bereit, Krüge aus meiner Sammlung als „Fotomodelle“ für die Museumsplaner „Monte Projects“ zur Verfügung zu stellen, die diese Fotos in ihrer multimedialen Dauerausstellung im Brau-Pavillon des Stiftes Schlägl zeigen. Also, für die „Vermittlung“ von Schönheit und historischen Zusammenhängen bin ich immer zu gewinnen!