Sammlungsphilosophie
Trinkgefäße waren von jeher schon mehr als reine Gebrauchsgegenstände. Schon in der Antike wurden Trinkgefäße kunstvoll aus den verschiedensten Materialien gefertigt und verziert, als Symbole für gesellschaftlichen (Wohl)Stand eingesetzt oder als Geste der Wertschätzung verschenkt.
Während dies in früheren Zeiten vorwiegend für die obersten Gesellschaftsschichten galt, wurden auch die bürgerlichen Stände im Zeitalter der Renaissance mit zunehmendem Selbstbewusstsein Auftraggeber und Kunden bei den Kunsthandwerkern, die in ihren Werkstätten ansehnliche Trinkgefäße für ihre neuen Kunden herstellten. Dieser Trend setzte sich über die Jahrhunderte fort und verstärkte sich mit dem zunehmenden Wohlstand der verschiedenen Gesellschaftsschichten.
Im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert gab es Trinkgefäße für die verschiedensten gesellschaftlichen Gruppierungen – vom Zunfthumpen der Handwerker über die Studenten- und Vereinskrüge bis hin zu den Prunkpokalen und Trinkgefäßen der gehobenen Berufsstände. Erinnerungs- und Andenkenkrüge zu bedeutenden Ereignissen oder von zeitgenössischen Kultstätten wurden ebenso erzeugt wie Krüge und Humpen für besondere Ehrungen, die Vorgänger der heutigen Siegerpokale.
Im Laufe beider Weltkriege wurden viele Werkstätten und Manufakturen bis auf wenige Ausnahmen geschlossen und nie mehr wieder eröffnet. Trinkgefäße für Bier oder Wein wurden als Geschenke von Vasen abgelöst und werden heute in einem geringeren Ausmaß noch als Souvenirartikel oder Brauereikrüge erzeugt.
Viele der Trinkgefäße der Renaissance landeten schon damals in den sogenannten Kunstkammern von Fürsten und auf den Buffets der oberen Schichten. Heute finden sich die meisten dieser Zeitzeugen vergangener Lebenskulturen in großen Museen und privaten Sammlungen, wobei die herrschaftlichen Luxusgefäße eher in Museen (dem ehemaligen Kunstkammern) zu finden sind und die nicht ganz so luxuriösen Gefäße in den Sammlungen von Privatpersonen.
Der Öffentlichkeit entgeht dadurch ein durchaus großer Querschnitt an historischen Trinkgefäßen der bürgerlichen Schichten, da die meisten privaten Sammler nicht bereit sind, ihre Sammlungen der Öffentlichkeit zu zeigen. Dadurch entsteht leicht der Eindruck, dass nur „Kunstkammerobjekte“, also Trinkgefäße des Adels, als künstlerisch wertvoll und sammelwürdig gelten würden.
Eines der Hauptanliegen des Gründers des Museums Historischer Bierkrüge ist es daher, die schönen und wertvollen Trinkgefäße des normalen Bürgers früherer Zeiten zu schützen und zu bewahren und diese „Kunstkammer des Volkes und der Bürger“ der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.